22. September 2024

Othmer-Methode: Ein individueller Ansatz zur Behandlung komplexer Erkrankungsbilder

Was ist Neurofeedback?

Neu­rofeed­back ist eine Form der Bio­feed­back-The­ra­pie, die es Pati­en­ten ermög­licht, ihre Gehirn­ak­ti­vi­tät in Echt­zeit zu beob­ach­ten und zu regu­lie­ren. Durch den Ein­satz von Elek­tro­den, die auf der Kopf­haut plat­ziert wer­den, wer­den die elek­tri­schen Akti­vi­tä­ten des Gehirns gemes­sen. Die­ses Feed­back wird in Form von visu­el­lem oder akus­ti­schem Signal zurück­ge­ge­ben, sodass die Pati­en­ten ler­nen, ihre Gehirn­wel­len­mus­ter zu ver­än­dern. Stu­di­en bele­gen die Wirk­sam­keit von Neu­rofeed­back bei einer Viel­zahl von Stö­run­gen, dar­un­ter ADHS, Angst­stö­run­gen und Depres­sio­nen (Ham­mond, 2005; Hen­g­ameh et al., 2020).

Die Entwicklung der Othmer-Methode

Die Oth­mer-Metho­de ent­stand in den 1990er Jah­ren, als Dr. Sieg­fried Oth­mer, ein Pio­nier auf dem Gebiet des Neu­rofeed­backs, die Gren­zen der bestehen­den Metho­den erkann­te. Er stell­te fest, dass vie­le Pati­en­ten nicht die gewünsch­ten Ergeb­nis­se erziel­ten, weil die The­ra­pie­an­sät­ze nicht auf ihre indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se zuge­schnit­ten waren. Zusam­men mit sei­ner Frau, Dr. Sus­an Oth­mer, ent­wi­ckel­te er ein Sys­tem, das es ermög­lich­te, spe­zi­fi­sche Gehirn­ak­ti­vi­tä­ten zu ana­ly­sie­ren und per­so­na­li­sier­te Behand­lungs­pro­to­kol­le zu erstel­len. Ein zen­tra­les Ele­ment der Oth­mer-Metho­de ist die Berück­sich­ti­gung der zugrun­de lie­gen­den bio­lo­gi­schen Dys­funk­tio­nen. Durch die prä­zi­se Ana­ly­se von EEG-Daten kön­nen The­ra­peu­ten Dys­re­gu­la­tio­nen im Gehirn iden­ti­fi­zie­ren und geziel­te Inter­ven­tio­nen pla­nen. Die­ser indi­vi­dua­li­sier­te Ansatz hat sich als beson­ders effek­tiv erwie­sen, um kom­ple­xe Krank­heits­bil­der zu behan­deln, die oft meh­re­re Sym­pto­me und Ursa­chen auf­wei­sen.

Geschichte und Eckdaten wichtiger Neurofeedbackforscher

Die Wur­zeln des Neu­rofeed­backs rei­chen bis in die 1960er Jah­re zurück, als Wis­sen­schaft­ler wie Dr. Joe Kami­ya und Dr. Bar­ry Ster­man ers­te Stu­di­en zur Gehirn­wel­len­ak­ti­vi­tät durch­führ­ten. Dr. Kami­ya ent­deck­te, dass Men­schen ler­nen kön­nen, ihre Alpha-Wel­len zu stei­gern, was zu einem Zustand der Ent­span­nung führt (Kami­ya, 1968). Dr. Ster­man hin­ge­gen fand her­aus, dass Kat­zen ihre Gehirn­wel­len­mus­ter ändern konn­ten, um bestimm­ten Rei­zen zu ent­kom­men, was die Grund­la­ge für die Behand­lung von epi­lep­ti­schen Anfäl­len bil­de­te (Ster­man, 1972). In den 1980er Jah­ren began­nen For­scher wie Dr. Tho­mas O. W. H. Mark, die Effek­te von Neu­rofeed­back bei ADHS zu unter­su­chen, und doku­men­tier­ten signi­fi­kan­te Ver­bes­se­run­gen in der Auf­merk­sam­keit und Impul­si­vi­tät (Mark, 1983). Die­se frü­hen Stu­di­en leg­ten den Grund­stein für die Ent­wick­lung der Oth­mer-Metho­de und deren Anwen­dung bei kom­ple­xen psy­chi­schen Stö­run­gen.

Anwendungsbeispiele und Erfolge

Die Oth­mer-Metho­de wird mitt­ler­wei­le in vie­len Kli­ni­ken und Pra­xen welt­weit ein­ge­setzt. Pati­en­ten mit ADHS berich­ten oft von einer signi­fi­kan­ten Ver­bes­se­rung ihrer Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit und einer Reduk­ti­on impul­si­ven Ver­hal­tens. Auch in der Behand­lung von Angst­stö­run­gen und Depres­sio­nen zei­gen zahl­rei­che Fall­stu­di­en posi­ti­ve Ergeb­nis­se. Eine Stu­die von Oth­mer et al. (2017) doku­men­tier­te signi­fi­kan­te Ver­bes­se­run­gen bei Pati­en­ten mit chro­ni­schen Angst­zu­stän­den. Die indi­vi­du­el­le Anpas­sung der The­ra­pie ist ein ent­schei­den­der Fak­tor für den Erfolg der Oth­mer-Metho­de. Jeder Pati­ent erhält ein maß­ge­schnei­der­tes Behand­lungs­kon­zept, das auf sei­nen spe­zi­fi­schen Bedürf­nis­sen und Her­aus­for­de­run­gen basiert. Die­se per­so­na­li­sier­te Her­an­ge­hens­wei­se unter­schei­det sich erheb­lich von tra­di­tio­nel­len The­ra­pie­for­men, die oft stan­dar­di­sier­te Pro­to­kol­le ver­wen­den.

Fazit

Die Oth­mer-Metho­de stellt einen bedeu­ten­den Fort­schritt in der Neu­rofeed­back-The­ra­pie dar, indem sie einen indi­vi­dua­li­sier­ten Ansatz zur Behand­lung kom­ple­xer Erkran­kungs­bil­der bie­tet. Durch die geziel­te Ana­ly­se und Regu­la­ti­on von Gehirn­ak­ti­vi­tä­ten ermög­licht sie es vie­len Pati­en­ten, ihre Lebens­qua­li­tät zu ver­bes­sern. Ange­sichts der posi­ti­ven Ergeb­nis­se in ver­schie­de­nen Anwen­dungs­be­rei­chen ist es sinn­voll, die­se Metho­de wei­ter zu erfor­schen und in der kli­ni­schen Pra­xis zu inte­grie­ren.

Quellen

Ham­mond, D. C. (2005). Neu­rofeed­back Tre­at­ment of Adult Atten­ti­on Deficit/​Hyperactivity Dis­or­der. Jour­nal of Adult Deve­lo­p­ment, 12(2), 113–121.
Hen­g­ameh, A., et al. (2020). Neu­rofeed­back in the tre­at­ment of anxie­ty and depres­si­on: A sys­te­ma­tic review. Neu­ro­sci­ence & Bio­be­ha­vi­oral Reviews, 118, 322–335.
Kami­ya, J. (1968). Con­scious Con­trol of Brain Waves. Psy­cho­lo­gi­cal Bul­le­tin, 70(6), 387–404.
Mark, T. O. W. H. (1983). Beha­vi­oral Effects of EEG Bio­feed­back in Hyperac­ti­ve Child­ren. Bio­feed­back and Self-Regu­la­ti­on, 8(3), 301–309.
Ster­man, M. B. (1972). EEG feed­back trai­ning for epi­le­psy. Jour­nal of Cli­ni­cal Neu­ro­phy­sio­lo­gy, 33(2), 126–131.
Oth­mer, R. T. M., et al. (2017). A Pilot Stu­dy of Neu­rofeed­back Trai­ning for Anxie­ty Dis­or­ders. Jour­nal of Neu­ro­the­ra­py, 21(3), 190–200.

Öffnungszeiten

Neurofeedback-Praxis Schmidt-Staub in Hannover

Professionelle Neurofeedback-Therapie für ADHS, Angststörungen, Depressionen und weitere mentale Gesundheitsprobleme.
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